"Meine Stimme - Meine Gemeinde": Mit Fritz Wieland / Landwirt & 2. Bürgermeister
Unser Gesicht des Monats September in der neuen Rubrik "Meine Stimme - Meine Gemeinde".
Wieland: "Junge Familien sind wichtig für die Infrastruktur"
Im Gespräch mit der Gemeinde im Rahmen der Rubrik "Meine Stimme - Meine Gemeinde" spricht Landwirt und 2. Bürgermeister Fritz Wieland über die Erfolge seines Streuobst-Events, seine Arbeit in der Landwirtschaft und verrät, warum das Gemeindehaus vielleicht ein neues Zuhause bekommen könnte.
Gemeinde: Herr Wieland, zuletzt hatten Sie mit Ihrer Brennerei und der Streuobst-Veranstaltung sehr viel mediale Aufmerksamkeit. Wie fällt Ihr Resumet nach den vergangenen Wochen aus?
Fritz Wieland: Es hat mich natürlich unheimlich gefreut, dass sich so viele Leute für dieses Thema interessieren. Die Bekanntheit des Themas "Streuobst" wurde dadurch wesentlich gesteigert und ich hoffe, dass dies somit effektiv zur Artenvielfalt beiträgt. Die Streuobstwiese bzw. sogenannte Offen-Flächen gehören neben dem Wald zu den wichtigsten Biotopen. Rund 70% dieser Flächen gibt es gar nicht mehr. Umso wichtiger, dass darüber wieder mehr gesprochen wird.
Gemeinde: Kann Stubenberg es Ihrer Meinung nach schaffen, mit diesem Thema auch tatsächlich den Tourismus zu fördern?
Wieland: Ich hoffe schon das hierdurch etwas bewegt wird. Auch von der Kooperation mit dem Tourismusort Bad Birnbach erwarte ich mir sehr viel. In Kürze kommt eine Delegation von 40 Landwirten aus Niedersachsen nach Bad Birnbach, die aufgrund des Stubenberger Genussort-Status auch unsere Gemeinde besuchen. Stubenberg ist der einzige Genussort in Rottal-Inn und hat hier eine Besonderheit aufzuweisen. Jetzt gilt es auch etwas daraus zu machen.
Hierbei darf ich etwa auf den Event "Edelbrand-Dinner" am 26.10. in der Post Prienbach (ab 18.30 Uhr) hinweisen, der den Abschluss der Rottaler Mostwochen darstellt.
Gemeinde: Sie sind selbstständiger Landwirt, 2. Bürgermeister der Gemeinde und nebenbei noch Inhaber einer Obst-Brennerei. Kommen Sie Ihren Aufgaben überhaupt noch hinterher?
Wieland: Ich habe einen ausgefüllten Tag, dass ist klar (lacht). Mein Hauptberuf ist es den Milchviehbetrieb zu führen. Neben den aufgezählten Aufgaben bin ich auch noch Ortsobmann vom Bauernverband der Gemeinde, in der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und Forsten (AGLF) der CSU, als auch im Prüfungsausschuss von der höheren Landbauschule Rottalmünster. Das alles macht mir viel Freude und trägt wesentlich dazu bei, meinen Berufsstand zu stärken.
Gemeinde: Aktuell kamen die Landwirte durch zahlreiche Protestaktionen in München und anderen Großstädten in die Schlagzeilen. Protestiert wird gegen neue und strengere Gesetzesauflagen. Wie sehen Sie die Thematik?
Wieland: Wäre mein Traktor an dem Tag nicht zufällig durch einen Defekt in Flammen aufgegangen, wäre ich wohl selbst bei der Demo dabei gewesen. Ich kann den Protest durchaus verstehen und den Ärger nachvollziehen. Meiner Meinung nach stimmen viele der neuen Auflagen mit der fachlichen Praxis nicht überein oder werden für die Allgemeinheit nicht richtig dargestellt. Es werden falsche Infos, die nicht richtig fundiert sind, in die Öffentlichkeit gebracht. Von der Düngeverordnung bis hin zum Thema Trinkwasserbelastung. Aber das würde im Detail jetzt zu weit führen. Wer sich zu dem Thema aber informiert und mit Landwirten spricht, der wird sehen, dass bei uns überall mit sehr viel Nachsicht und Sachverstand auf die Natur Rücksicht genommen wird. Teils mit bewährten Methoden, die über Jahrzehnte und darüber hinaus für hochwertigen Humus auf den Felden gesorgt haben. Hier wird seitens Politik sehr viel Aktionismus betrieben.
Gemeinde: Kommen wir zu Ihrem Amt als 2. Bürgermeister. Das Jahr ist fast zu Ende. Was haben Sie sich für 2020 vorgenommen?
Wieland: Unsere Baugebiete sind schon fast wieder alle voll. Hier gilt es wieder neue Flächen zu finden und jungen Familien weiter die Möglichkeit zu bieten, in Stubenberg zu bleiben oder nach Stubenberg zu ziehen. Das ist auch wichtig für die Infrastruktur der Gemeinde. Für die Metzger, Bäcker, die Grundschule usw. Auch muss die Kläranlage von Stubenberg nach Prienbach verlegt werden, was einige Kosten mit sich bringt. Auch die Frage, was mit dem VR-Bank-Gebäude passiert, ist ungeklärt. Ich persönlich halte es für eine interessante Idee, die Gemeindeverwaltung dorthin umzusiedeln und stattdessen das jetzige Gemeindehaus zu einem Wohnhaus für junge Familien umzubauen. Natürlich könnten aber auch im jetztigen VR-Bank-Gebäude Wohnungen geschaffen werden.
Gemeinde: Die Pro-Kopf-Verschuldung war noch nie so hoch wie jetzt in Stubenberg. Wie soll hier entgegen gewirkt werden?
Wieland: Man muss das Thema etwas relativieren. Die Gemeinde hat in viele Baugebiete investiert und damit auch in die Zukunft. Gleichzeitig gab es durch die gute Wirtschaftskonjunktur viele Zuschüsse für Straßenbau-Maßnahmen die sich die Gemeinde sinnvollerweise zum jetzigen Zeitpunkt gesichert hat, bevor es gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nichts mehr abzuschöpfen gegeben hätte. Von daher ist die Pro-Kopf-Verschuldung natürlich gestiegen, aber alles in einem noch verträglichen Maß. Aber natürlich müssen wir gewappnet sein und ein schauen, wohin die Kosten nun gehen.
Gemeinde: Ab Montag beginnen die Baumaßnahmen des neuen Radwegs an der B12 (Einfahrt Prienbach). Ein wichtiges Thema, gerade weil zuletzt auch immer wieder das Thema Geschwindigkeitsbegrenzung auf der B12 diskutiert wurde.
Wieland: Es gibt hier zwei Sichtweisen. Zum einen die der direkten Anwohner, für welche die Geräuschbelästigung minimiert werden muss. Zum anderen die der ständigen Nutzer der Ein- und Ausfahrt, die extreme Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Daher ist langfristig ist aus meiner Sicht die Kombination aus Geschwindigkeits-Begrenzung und intelligenter Ampel-Schaltung sinnvoll. Die A94 soll ja bis 2030 geplant sein und vor 2040 rechne ich nicht mit einer Fertigstellung. Von daher beschäftigt uns dieses Thema noch eine ganze Weile und es gilt hier eine gute Lösung zu finden.
Gemeinde: Wir bedanken uns für das Gespräch!
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