Der Tausendsassa: Letzter Applaus für Fred Kuchler
Mit großer Freude spielte er auf seiner Ziach und sang dazu Ohrwürmer, auch mit über 90 Jahren steckte er noch voller Erfindergeist, tüftelte, probierte, schraubte zuletzt im Seniorenheim St. Josef in Kirchdorf, wo er sich tatsächlich einen "Sport-Rollator" kreierte und damit sportlich unterwegs war.
Er war Musiker, Sportler, Erfinder, Künstler und sein Lebensmotto war: "Ja net aufgebn!" Dies tat er nicht, auch dann nicht, als seine physischen Kräfte nachließen, bis der Herrgott am 30. Juli meinte: "Fredl, es ist gut!".
Am 3. Dezember 1930 wurde Alfred Kuchler in Zwiesel geboren, zwei Brüder und zwei Schwestern hatte er. Mit seiner Familie kam er als Bub ins Inntal nach Machendorf, in Kirchdorf ging er zur Schule. 1940 bekam er von seiner Mutter, die eine gebürtige Tannerin war, seine erste Zugharmonika und damit spielte er bald zum "Drischleg" auf. Mit der Band "Fredis" spielte er 1952 zum ersten Mal im Grainer-Saal zum Tanz auf, 1960 formierte sich die international bekannte "Fred Kuchler Combo".
Doch auch sportlich war der Allrounder erfolgreich, gewann viele Rennen im Amateurradsport. Ebenso fasziniert war er vom Reitsport und dem Segelfliegen. Beruflich war er als Elektromeister bei der Deutschen Heraklith AG (Knauf-Insulation) beschäftigt, hier zusätzlich im Bereich "Forschung und Entwicklung" mit Sonderaufgaben bei der Entwicklung neuer Produkte. 47 Jahre war er bei der Heraklith tätig. Er machte Erfindungen, die ihm Patente einbrachten.
1953 lernte er beim Sportlerball in Altheim seine Frau Edeltraud kennen, die ihm drei Kinder schenkte. In Prienbach baute sich die Familie ein Eigenheim und auch in der Gemeinde war er ehrenamtlich engagiert, so im Gewerbeverein der Gemeinde Stubenberg und in der Kirchenverwaltung Prienbach. Er interessierte sich für alte Handwerkskunst und alte Handwerksgegenstände und so brachte er sich ehrenamtlich für das Heimatmuseum Simbach ein, war hier viele Jahre Mitglied des aktiven Arbeitskreises.
Nicht nur für die Technik, sondern auch für die Kunst war er zu begeistern und so hat er zum Beispiel "Herakunstik-Collagen" geschaffen, die auch in München ausgestellt wurden. In vielen Bereichen war er ein Autodidakt und hat es durch Ehrgeiz und Willen weit gebracht, Pokale und Preise erhalten und ganze Säle voller Menschen mit seiner Tanzmusik unterhalten und die Freude war ihm anzusehen, wenn er gesanglich die spanischen Orangen beschrieb oder wie bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt. "De größte Prüfung im Leben, de is das Leben selbst. Wos’d hinschaust, jeder hod sei Packerl zum Drong", sagte er beim Gespräch anlässlich seines 90. Geburtstages.
Bei einer Sonderausstellung 2022 im Heimatmuseum "Mit Saus und Braus auf Achse" waren dem Radsportler Alfred Kuchler eigene Vitrinen gewidmet und dies freute ihn sehr. Beim Seniorennachmittag im April dieses Jahres war er noch mit seinem "Sprinter-Rollator" vertreten und freute sich an den Ausführungen von Ludwig Schatzinger, mit dem er den Erfindergeist teilte.
Vor ein paar Jahren war er Ersterzähler beim Senioren-Erzählcafé der Stadt Simbach. "Nia aufgebn und oiwei a Stückerl mehra doa, ois verlangt wird", bekräftigte er seinen Grundsatz. Mit der "Reise ins Glück", am Saxophon begleitet von Heinz van Dyck, verabschiedete sich Alfred Kuchler damals von seiner großen Zuhörerschar. Nun hieß es für ihn selbst, seine letzte Reise anzutreten. Zurückgelassen hat er einen Koffer voller Erinnerungen, Erfindungen und Musik, die ihn seit Kindesbeinen an auf all seinen Wegen begleitet hat.
Quelle: PNP
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